Die 24mm Konfrontation

Ich liebe die Brennweite 24mm. Ich will nicht sagen, dass das safe mein sweetspot ist, das wäre dann eher 35mm, aber 24mm ist für mich absolutes eyecandy und heute erzähle ich Euch Lieblings Homegirls und B-boys warum.

Jeder hat ja so seine Standard Brennweite. Seinen persönlichen Safespace, die Immer-drauf-Linse, der Joghurtbecher für unterwegs. Bei mir ist das, wie Eingangs schon erwähnt, 35mm. Zum einen hatte meine erste, wirklich oft benutzte Kamera - Fujifilm`s X100V - ein solches fest verbautes 35mm (umgerechnet), zum anderen sehe ich die Welt auch eher in 35mm, als beispielsweise in 28 oder gar 50. Bei 35 weiß ich, wie ich stehen muss, ich liebes es, damit Portraits zu machen, Landscape und Street, aus der Hüfte, Schulterhöhe, you name it. Eine tolle Brennweite und hier könnte es jetzt vorbei sein. Ist es aber nicht. 

Denn irgendwann will beziehungsweise sollte jeder mal aus seiner Comfort Zone raus. Als ich mir seinerzeit eine Fujifilm XT5 gekauft habe, hat mir der liebe Marcel das XF16mm/1.4 (umgerechnet 24mm) wärmstens an mein kaltes Herz gelegt. Tja, was soll ich sagen. Ich war mit meiner family 2023 auf kurzer Südostasien-Reise und habe fast den ganzen Urlaub damit dokumentiert.

24mm ist nice, weil Du einfach noch viel mehr Kontext ins Bild bekommst. Natürlich muss man gucken, dass man das Bild nicht überlädt, aber eine gute rule of thumb ist, dass Subjekt zwischen 70cm und 150cm entfernt von der Linse zu framen, um so einen guten Übergang zu sehr, sehr viel Hintergrund zu schaffen. Ich lieb diesen Look sehr. Und natürlich ist diese fucking Regel dazu da, um gebrochen zu werden, weil wir Anarchos sind, die auf alles scheißen, so wie Tauben in der Innenstadt.

Nun sind die Tage meiner XT5 vorbei und ich war lange auf der Suche nach einem adäquaten 24mm für meine Leica M11/M6. Ich hatte zwar schon länger ein mint Elmarit 24 in silber in meinem Schrank der Sünde liegen, aber es lag da eben auch rum, wie guter Wein, zu Schade zum öffnen und irgendwann, war der Tag gekommen es zu verticken. Zu heavy, zu Clumsy, zu precious, um es irgendwo hin mitzunehmen, Ich bin kein Sammler, also weg damit. Ich habe lange recherchiert, welches 24mm M-Mount am meisten Sinn macht und bin dann letztendlich zum Elmar24 gedriftet. Das macht zwar nur bis 3.5 auf, das ist aber eigentlich bei dem, was ich mit der Linse vorhatte, egal. Das Elmarit 24 in schwarz, wäre zwar billiger, aber das Elmar ist schärfer, kleiner und auch mehr sexy. Also bin ich eines relativ verregneten Nachmittags in den Leica Store Berlin gefahren und habe mir das Summilux 24 gekauft.

Ja genau, komplett behindert. Gehirn aus, VollGAS kickdown ins finanzielle Verderben lol. Sollen wir mal in unserem Podcast über GAS reden und was es mit deiner und meiner psychischen Konstitution zu tun haben könnte?

Ja, aber jetzt nicht, du Psychopath. Ich habe mir diese Scheiss Linse gekauft und bin so happy, was dieses Objektiv (diese Brennweite, es muss nicht zwangsläufig das Summilux sein) mit mir und meiner Fotografie macht. Mit 24mm musst Du sehr nah dran. Weiter als die Mauldampfgrenze. Kennt ihr Menschen, die, wenn sie mit dir reden, sehr nah an dich rankommen, so nah, dass du ihrem Atem spürst. Riechst.

Ich hatte mal einen Traum, in dem ich auf einer Hausparty war und in der Küche stand, als Ioe Greer mich approacht hat und ganz genau so nah an mich rankam. In meinem Traum roch sein Atem säuerlich, so wie eben der Atem eines drahtigen Marathonläufers. Mit seiner linken Hand umfasste er sanft aber bestimmt meinen Nacken und haucht mir ins Ohr: „You do not need to over expose Portra400“. So nah musst du mit 24mm ran. Wenn Du es willst.

Sorry bro.


Im Ernst jetzt. Mit 24mm ist für mich auf einmal vieles viel legerer geworden. Orthogonal verlaufende Linien, nix stürzendes, drittel Regel, der goldene Schnitt, alles nutzlose Scheisse. Einfach mal per Zone focussing die Kamera in eine Point and Shoot verwandeln und schauen, ob man eine spannende Szene einfangen kann. Ich hab das noch nicht gemastered, aber es ist das erste mal seit meinem „Auftrag am Lago“ Zine, dass ich ich aus dem kreativ Loch befreien kann und irgendwie happy bin mit dem, was ich mache. Wenn es Dir auch gefällt, dann lass einen Kommi unten stehen, trag deine email Adi in den Newsletter in (er wird schon ganz bald kommen, no worries) und seid gespannt, denn meine Abenteuer in Mailand werden nun doch langsam zu meinem nächsten größeren Projekt.


Bis bald ihr Lieben und denkt immer dran, die drittel Regel ist eine Erfindung der Lügenpresse.

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