Bin ich schon drin?

Ja, Du Otto, biste. Seit Wochen bin ich wieder völlig lost im analogen Dschungel der unzähligen Möglichkeiten, die Leica M11 liegt irgendwo unter dem zu kurzen Bein der Couch und die Batterie hat sich tiefenentladen, wie die meine nach fünf Tagen Frühschicht. Seriously guys, im Moment möchte ich (mal wieder) alles auf Film festhalten, aber dennoch ist es diesmal (mal wieder) anders. Wer mich ein wenig kennt, der weiß, dass es bei mir immer Wellenförmig verläuft und diese waves haben solche peaks, dass ich tatsächlich Anfang 2024 im digitalen Wahnsinn der Gigabytes zu meinem guten Freund Dupps gesagt habe, ich verkaufe meine Leica M6. Und jetzt guck auf die Goldkette, die der boy sportet, morgens nach dem Aufstehen, so fresh so clean:

Und jetzt Spaß beiseite, was ist denn jetzt diesmal wirklich anders. Ich erinnere mich an eine Zeit in der ich hier zuhause nur so durch die Rollen Film durchgeflogen bin. Gerade das, was ich selbst entwickle, wurde inflationär durchgeballert. Ich gönne mir im Moment wirklich mehr Ruhe. Es hat mich dieses Jahr wirklich gestresst, wie häufig ich diese Datenmengen der 60 Megapixel Foto auslagern musste, weil die Festplatte chronisch voll war, wie Harald Juhnke morgens beim Brunch - zum kotzen. Ich lasse mich auch nicht mehr stressen, wenn „nur noch“ vier Bilder auf dem Film übrig sind. Dann dauert es halt mal eine paar Tage länger, bis das Moped nach Kleve zum Tobi seinem urbanfilmlab geht - bester Mann♥️.

Natürlich reden wir hier im weitesten Sinne von Entschleunigung - dieses Wort lässt nicht nur meine Fußnägel aufrollen, es hat auch schon den gestandensten Zuchtbullen zur Weißglut getrieben - haters gonna hate. Ich kann nicht sagen, dass ich langsamer fotografiere mit Film. Ich kann nicht mal sagen, dass ich weniger knipse. Ich mache auch auf Film einen Shot mehr zur Sicherheit, wenn ich der Meinung bin, dass es die Situation erfordert. Entschleunigung heißt auch nicht, ein zehn Sekunden langes reel aus über 70 best of Summer in Berlin, grün-stichigen Kodak Gold Fotos zu droppen. Das ist nicht slow down, das ist scheisse, Bro.

Trotzdem tick auch ich all die stereotypen Boxes des average film shooters. Irgendwie ist es anders, weniger verkopft, ungeplanter, mehr vibe, weniger edit, vielleicht auch mehr Stolz, wenn einem wirklich mal was einzigartiges auf Film gelungen ist.

Ich habe aber auch was geändert. Kein zweifach gepushter HP5 mehr, eher mal nen guten TMAX, denn gerade wenn man selber scannt, kann das schon einen entscheidenden Unterschied machen. Außerdem habe ich mir ein dedicated Macro Objektiv für meine Nikon Zf gekauft, damit der traurige Plastik Klops nicht nutzlos rumhängt, wie die Eier vom Pabst. Ich habe auch den Fehler gemacht, den ganzen YouTube Idioten zu glauben, dass die Linse das unwichtigste am gesamten Digitalisierungsprozess ist, aber das ist wirklich kompletter Schwachsinn. Aufgrund welcher Expertise kommen diese Menschen denn zu der Erkenntnis? Das Objektiv ist - völlig egal, was du fotografierst - die letzte Instanz bevor das Licht auf den Sensor bzw. Film trifft. Wie kann man da so etwas behaupten…I don’t get it. Das sind die gleichen Leute, die bei Kleinanzeigen um jeden Groschen feilschen, um sich dann ein 7Artisan Objektiv auf ihre M6 zu schrauben und dann Leica haten, weil ihre Bilder nach Arschritze ausschauen. Wenn Du so willst, dann ist eigentlich der Body das unwichtigste. Und wir wissen ja alle, wenn Du einen Body willst, dann musst Du pushen. Ach lassen wir das.

Film Fotografie gibt mir gerade ein bisschen Ruhe. Ihr erinnert euch vielleicht an mein Teilzeitgesuch? Abgelehnt. Forced Full time nenne ich das jetzt und ich bin eine Mischung aus Arno Dübel, Ms. Doubtfire und des Schattens meiner selbst. Ich mache das beste draus und probiere die Dinge, die mir Spaß machen, ganz besonders zu genießen.

In diesem Sinne, paßt auf euch auf und genießt die folgenden Fotos.

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Und dann ist es passiert…